Contrafluran Narkosegasfilter in der ambulanten Anästhesie

Narkosegase sind aus der täglichen Anwendung in der Anästhesie nicht mehr wegzudenken. Als leicht steuerbares und überall verfügbares Anästhestikum werden die Narkosegase Sevofluran, Desfluran und Isofluran an vielen Anästhesie-Arbeitsplätzen angewandt und geschätzt. Insbesondere das Sevofluran spielt dabei eine sehr wichtige Rolle sowohl bei der Einleitung einer Vollnarkose mittels der sog. Maskeneinleitung als auch bei der Aufrechterhaltung einer Allgemeinanästhesie. Allerdings haben die genannten Narkosegase auch erhebliche Nachteile.
So sind die die Narkosegase extrem klimäschädlich, denn sie werden nicht einfach "verbraucht", wenn sie im Rahmen einer Narkose verabreicht werden, sondern gelangen unverändert über die Gasleitungen der Narkosegeräte und der Ausatemluft der Patienten in die Umgebung und in die Atmosphäre. Dort sind sie extrem schädlich und fördern den Klimawandel. Berechnungen haben ergeben, dass eine einzige Narkose soviel Klimaschaden anrichten kann wie eine Autofahrt über 8000 Kilometer (Quelle). Oder anders ausgedrückt: Das häufig verwendete Narkosegas Sevofluran ist 130-mal klimaschädlicher als CO2 und bei einem weiteren Narkosegas (Desfluran) liegt der Faktor sogar bei 2540 ! (Quelle). Wir verwenden in unserer Anästhesiepraxis wie viele Kollegen ausnahmslos Sevofluran - und das in der Regel nur für die Narkoseinleitung bei Kindern.
Contrafluran - eine mögliche Lösung für die klimaschädlichkeit
Anstatt die Narkosegase einfach in die Umgebungsluft zu entsorgen, kann man sie jedoch auch in Filtern binden. Wie auf dem Bild oben zu sehen werden die Narkosegase dann über die Abluft der Narkosegeräte in einen Filter geleitet. Dort befindet sich ein Aktivkohlegranulat, das die Narkosegase binden und damit aus der Ablauft filtern kann.
Die Aktivkohlepartikel können eine ausreichend große Menge an Narkosegasen binden, um damit im Alltag eine sinnvolle Alternative zur Ableitung der Gase in die Abluft zu sein. Unserer Erfahrung nach kann ein Contrafluran Filter für 10-20 Narkosetage eingesetzt werden. Natürlich ist dabei auch wesentlich, wie ökonomisch man mit dem Narkosegas umgeht. Durch eine intelligende Steuerung der Narkoseparameter kann man erheblichen Einfluss auf die verbrauchte (und damit die ausgestossene) Menge an Narkosegas nehmen. Dabei ist auf eine möglichst niedrige minimale Alveoläre Konzentration zu achten (soviel wie nötig, so wenig wie möglich) und dabei auch auf eine sog. "minimal flow" Einstellung am Frischgasfluss des Narkosegerätes.
Contrafluran Füllstandsanzeige machen einen intelligenten Filterwechsel möglich
Für die Contrafluran Narkosegasfilter gibt es eine spezielle Halterung, mit diese am Narkosegerät angebracht werden. Diese dient jedoch nicht nur als Halterung, sondern auch als Füllstandsanzeige mit einem LED-Indikator. Dieser zeigt an, wann der Contrafluran Filter "voll" ist und durch einen frischen Filter ersetzt werden muss. Auf dem nebenstehenden Bild erkennen Sie die grün leuchtende Füllstandsanzeige des Contrafluran Filters, die einen einsatzbereiten Filter zeigt. Die LED besteht aus einer grünen sowie zwei gelben und einer roten LED. Leuchtet die rote LED, muss der Filter spätestens gewechselt werden.
Recycling der Contrafluran Aktivkohlefilter
Nachdem ein Contrafluran Filter voll ist und nicht mehr eingesetzt werden kann, wird er aber nicht in den Müll entsorgt, sondern an die Firma Zeosys zurückgeschickt. Dort wird das Aktivkohlegranulat aus den Filtern extrahiert und einem REcyclingprozess unterzogen. Dabei wird ein Teil des Narkosegases aus dem Aktivkohlegranulat zurückgewonnen und kann wieder eingesetzt werden.
Etwa 90% des in den Contrafluran Filtern gebundenen Narkosegases Sevofluran kann recycelt und wieder eingesetzt werden. Allerdings ist es trotz allem so, dass in den Filtern nur etwa 50% der verwendeten Gases landen, der rest gelangt in die Umgebungsluft (Quelle). Daraus kann man errechnen, dass alles in allem etwas weniger als die Hälfte des verwendeten Narkosegases letztendlich recycelt werden können. Zumindest ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, es sollten jedoch weitere Inovationen folgen, die diese Quote verbessern.
Folgende Maßnahmen sollten für jede/n Anästhesist/IN selbstverständlich sein, um unser klima zu schützen:
- möglichst weitreichender Verzicht auf Narkosegase durch Anwendung der TIVA
- Anwendung von Sevofluran, wenn nötig
- Maskeneinleitung mit Sevofluran, danach TIVA
- Verwendung der Contrafluran Narkosegas-Filter
- Einsendung der ausgemusterten Filter für das Gas-Recycling
- Anwendung von möglichst geringen Flow-Raten